08.11.2024
- bue-ba-blog
- 10. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Guten Morgen,
wie schon im letzten Beitrag erwähnt, war ich vorigen Sonntag genau 100 Tage im Amt. Oftmals wird dieser Zeitraum als bedeutend beschrieben. Der eigentliche Ursprung liegt wohl in den 100 Tagen der Rückkehr von Napoleon an die Macht (es waren allerdings 111 Tage…). Franklin Roosevelt hat als US-Präsident während der damaligen Weltwirtschaftskrise eine große Anzahl an wichtigen Entscheidungen und Gesetzen in den ersten 100 Tagen umgesetzt. Seitdem werden insbesondere US-Präsidenten während dieser Zeit sehr genau beobachtet und beurteilt. Ich maße mir natürlich nicht an, mich mit einem Präsidenten und Bacharach mit den USA zu vergleichen, habe aber dennoch den Zeitpunkt zum Anlass genommen, einmal kurz zurückzublicken.
Als Quereinsteiger hatte ich natürlich nur eine ungefähre Ahnung von dem, was mich erwarten würde. Einiges hat sich davon bestätigt, einiges ist neu, und einiges stellt sich anders dar als erwartet: Die Liste der Aufgaben ist lang, ebenso die Liste an Terminen.
Die formalen Anforderungen und die Neigung zu bürokratischem Verhalten sind häufig ein Hindernis. Der Entscheidungsspielraum wird durch gesetzliche Regeln, Mitbestimmung durch andere Ämter, und insbesondere die finanziellen Möglichkeiten erheblich eingeschränkt. Die meisten Kommunalpolitikerinnen und -politiker, mit denen ich gesprochen habe, möchten in ihrem Amt möglichst viel gestalten und möglichst wenig verwalten, aber genau das Gegenteil ist aufgrund der geschilderten Situation oft der Fall und führt zu erheblicher Frustration. Ich möchte vorsichtig optimistisch bleiben und trotz dieser Rahmenbedingungen gestalterische Möglichkeiten nutzen – wir werden sehen!
Ich bin höchst beeindruckt vom Engagement, der Kompetenz und Erfahrung derer, die mich als Beigeordnete, als Mitglieder im Stadtrat, in den Ortsbeiräten und anderswo immer wieder unterstützen - nur so konnte ich die ersten 100 Tage einigermaßen "unfallfrei" gestalten. Weiterhin freue ich mich sehr über die vielen spontanen Rückmeldungen jeder Art - die kritischen, welche mir helfen, Dinge zu überdenken, und die positiven, die mir Energie und Zuversicht geben.
Ich entdecke täglich Neues, was ich als sehr bereichernd empfinde, insbesondere nach 40 Jahren in der gleichen Branche nun durch den Wechsel in ein völlig anderes Feld: zum öffentlichen Haushalt, zum Bau- und Verkehrswesen, zur Kindertagesstätte, zur BUGA, zum Tourismus und und und…
Das ist auch eine gute Überleitung zu der Frage, was ich denn in den ersten 100 Tagen erreichen wollte und erreicht habe. Ich halte es hier mit John F. Kennedy, welcher in seiner Rede zur Amtseinführung zu seinen Zielen sagte:
"… Dies alles wird nicht in den ersten hundert Tagen vollbracht sein. Und es wird auch nicht in den ersten tausend Tagen vollbracht sein, nicht während der Amtszeit dieser Regierung und vielleicht nicht einmal zu unseren Lebzeiten auf diesem Planeten. Aber wir wollen beginnen."
Zu beginnen ist das Entscheidende: Ich hatte mit dem Ziel begonnen, in diesen 100 Tagen vor allem viel zu lernen. Wie funktioniert Kommunalpolitik, welches Wissen muss ich mir aneignen, welche Personen muss ich kennenlernen, wie legen wir die Schwerpunkte unserer Arbeit fest, wie finden wir Unterstützung und Ressourcen?
Dieses Lernen wird sich über die gesamte Amtszeit erstrecken - man lernt ja nie wirklich aus - aber ich glaube ich habe in diesen 100 Tagen eine Grundorientierung gewonnen. Alles weitere wird sich in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren entwickeln - Bacharach steht vor den größten Veränderungen und Herausforderungen seit langer, langer Zeit. Wir benötigen jeden und jede, der und die sich einbringt und mit anpackt. In diesen besonderen Zeiten müssen wir über unseren eigenen Tellerrand hinausschauen - alle sind herzlich eingeladen, gemeinschaftlich diese Aufgaben anzugehen!
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag! Dieter Kemmer
Foto: www.dailymail.co.uk
